Neapel und Amalfi-Küste
- 04. Oktober 2024 - DIREKT Reiseberichte
Einzigartig schön ... einzigartig beliebt!
Die Halbinsel von Sorrento und die Amalfi-Küste sind ohne Zweifel einer der schönsten Flecken Italiens ... grandiose Landschaften, Meer, Strände, pittoreske Städtchen vor beeindruckender Bergkulisse und natürlich die sich an den Hügeln entlandwindende Küstenstraße Amalfitana, das traumhafte Capri und die pulsierende Metropole Neapel gleich in der Nähe ... Romantik und bella Italia par excellence!
Doch die Bilder, mit denen vor allem die Amalfiküste beworben wird, trügen, denn wer Romantik gerne in möglichst privatem Rahmen genießen möchte, wird vor Ort schnell eines besseren belehrt. "Privat" ist es an der Amalfiküste allenfalls in entlegenen Dörfern in den Bergen, nicht in den bekannteren Destinationen, noch nicht einmal auf Wanderrouten wie dem Sentiero degli Dei. Den Sommer sollte man tunlichst meiden, aber auch in der "shoulder season" wie z.B. Mai oder September bewegen sich wahre Heerscharen von Touristen durch die Gässchen von Positano, Amalfi oder Ravello. Da räumlich günstig gelegen, kombinieren viele Neapel-Reisende ihren Aufenthalt am Ätna mit einem Tagesausflug an die Amalfiküste oder nach Capri, was die Sachlage nicht besser macht.
Was also tun ... nicht reisen? Doch, unbedingt, aber gut vorbereitet! Das Internet bietet zahlreiche Foren und Blogs, die Orientierung bieten. Hier einige Tipps und Infos von uns:
- Unterkunft: Geht am besten nicht "mitten rein", sondern "next to" ... also beispielsweise Piano di Sorrento oder Meta statt Sorrento Centro, Maiori statt Amalfi. Interessant ist auch, die Amalfi-Küste von Salerno aus zu erkunden. Salerno ist eine quirlige, schöne Stadt mit großer Altstadt und einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis (für Salerno bieten wir übrigens auch Sprachreisen an!). Wer es kleiner mag, wählt etwa Vietri sul Mare, ein wunderschön gelegener Ort vor den Toren von Salerno mit schönen Sandstränden und einer hübschen historischen Altstadt und direktem Zugang zur Amalfitana.
- Verkehr: Ein großes Problem auf der Amalfitana. Probiert Roller (scooter), vergesst Mietwagen! Macht es wie die Italiener, fahrt "proaktiv"! Proaktives Fahren bedeutet, sich durch jede sich bietende Lücke zu zwängen, auch mal den Gehweg zu nutzen und überhaupt jede Chance zu ergreifen, voranzukommen ;-). Vorerfahrung beim Rollerfahren ist hilfreich! Die meisten Autofahrer respektieren den status quo und fahren gut rechts, damit Rollerfahrer zwischen den Spuren durchkommen. Plant so oder so genug Zeit ein! Roller kann man übers Internet vorausbuchen aber auch gut vor Ort mieten. Eine schöne Alternative an der Amalfiküste sind ansonsten Fähren, die die wichtigsten Küstenstädte miteinander verbinden. Man braucht mitunter länger, kann aber genauer planen, und die Fahrt entlang der Küste ist ein Traum!
- Strände: die wichtigsten und beliebtesten Strände werden von Konzessionsnehmern bewirtschaftet und sind somit nicht frei zugänglich, "bagni" bedeutet zahlen, und mitunter nicht zu knapp! Recherchiert im Vorfeld, wo es auch öffentliche, kostenlose Strandabschnitte gibt. In Vietri sul Mare etwa ist das gegeben. In Positano gibt es nur einen winzigen Strandabschnitt, wo man allenfalls mal die Füße ist Wasser stecken kann. Manche Hotels haben eigene Strandbereiche, was das Problem auf elegante (aber nicht immer preiswerte) Weise löst.
- Preise: Auch bei Kaffee und Snacks kann man viel Geld lassen! Coffee to go für 6 Euro gefällig? Es geht auch deutlich günstiger, in kleineren Bars oder Cafés abseits der Haupttouristenachsen. Auch hier gilt: "next to" statt "mitten rein". Fragt im Zweifelsfalle nach und geht nicht vom vermeintlich Selbstverständlichen aus, auch wenn die Tagesempfehlung im Restaurant (ohne Preisangabe) unscheinbar daherkommt.
- Neapel: Bei Neapel scheiden sich die Geister. Die Metropole am Ätna bietet eine Fülle an atemberaubender historischer Architektur, tolle Museen, ein unerschöpfliches gastronomisches Angebot, authentische Menschen mit dem Herzen am rechten Flecken ... aber auch bröckelnde Pracht, Präkariat, Schmutz, Hektik und das alltägliche Problem des Taschendiebstahls. A propos pick-pocketing: Nehmt Wertsachen aus dem Rucksack und verwendet stattdessen eine Gürteltasche. Achtung beim Fotografieren mit dem Handy, gerade im Gedränge! Bei Verfolgungsjagden durch die verwinkelten Straßen und Gassen zieht ihr garantiert den Kürzeren! Neapel bildet einen hervorragenden Ausgangspunkt zur Erkundung der Amalfiküste oder für einen Ausflug nach Capri oder Pompeij und verfügt gemeinhin über ein sehr gutes Angebot an bezahlbaren Unterkünften.
- Pompeij: Auch Pompeij ist beizeiten sehr überlaufen, die historische Stätte plant Einlassbegrenzungen. Nehmt euch für An- und Abreise, Schlange-Stehen und Erkundung der riesigen Anlage idealerweise einen ganzen Tag Zeit. Eintrittskarten könnt ihr online lösen, das spart Zeit! Nehmt die Wetterlage ernst, denn nein: Pompeij bei Regen ist keine gute Idee! Pompeij mit Flip Flops übrigens auch nicht.
- Sentiero degli Dei: Kein Geheimtipp mehr, aber unbedingt zu empfehlen! Ihr wandert oberhalb der Amalfitana durch die Berglandschaft und habt immer wieder absolut spektakuläre Ausblicke auf die Küste und das Meer. Der Pfad ist kein Rundweg, d.h. man muss auf ÖPNV zurückgreifen (siehe Punkt "Verkehr"). Alternative: Ihr kommt per Roller, lauft eine gute Wegstrecke und dann wieder zurück ... nicht ganz das Standard-Programm, aber stressfreier. Nehmt euch Zeit ... die Wanderung in den Bergen ist ein idealer Gegenpol zu den Menschenmassen und dem Trubel in den Gassen der Amalfi-Städte.
- Öffnungszeiten: Studiert die Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten, die ihr besuchen möchtet. Während Pompeij etwa täglich geöffent ist, sind es andere Sehenswürdigkeiten nicht. Reggia Caserta etwa (eines der größten Schlösser Europas, vor den Toren Neapels gelegen) schließt am Dienstag, Palazzo Reale in Neapel jedoch am Montag, andere Attraktionen wiederum am Mittwoch, und die Blaue Grotte auf Capri ist generell nur bei niedrigem Wasserstand geöffnet. So manch einer (der Autor inbegriffen) musste schon enttäuscht vondannen ziehen ... ;-)
Benvenuti in Italia!
Andreas van Leeuwen
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